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Sauvignon Blanc für Rieslingfans!

erschienen unter http://www.captaincork.com Autor: Patrick Hemminger

 

Eingefleischte Rieslingfreunde verachten Sauvignon Blanc, weil der nichts vom Boden erzählt. Was für ein fataler Irrtum! Meine Message an alle Weinmatrosen, die der Meinung sind, dass eigentlich nur Riesling adäquat Terroir vermitteln kann: Kostet mineralischen Sauvignon Blanc und überzeugt euch, wie man den Boden schmeckt. Die angeblich so erdigen und trotzdem restsüßen-trockenen Rieslinge von Mosel & Co. wirken im Vergleich zu trockenem, straffem und großem Pouilly Fumé und Sancerre fast langweilig. Wer das nicht wahrhaben will, soll einfach mal probieren. Um nachher schlauer zu sein. Aber nicht nur die Franzosen sind geeignet, um Rieslingjünger zum Sauvignon Blanc zu bekehren.Das weiß ich, seitdem ich zu einer Sauvignon Blanc-Blindverkostung eingeladen war. So etwas macht immer Spaß.

Lest hier, was unser Weintester Patrick Hemminger über dieses Hobby von Weinfanatikern geschrieben hat:

Ich liebe Blindverkostungen

Nun, bei dieser Verkostung gab es wirklich schöne Tropfen. Und natürlich auch ganz Banale. Grandios waren die Sancerre-Weine von der Domaine Fouassier und die Pouilly Fumés von Dagueneau. Aber den Knaller dieser Blindverkostung lieferte ein Weingut in der Südsteiermark. Es war das Weingut der Familie Gross, das diese Gegend erst so richtig bekannt gemacht hat. Seit dieser Probe schätze ich alles, was Alois Gross und seine beiden Söhne Johannes und Michael (die inzwischen übernommen haben) in die Flaschen füllen. Von den klassischen Weinen abgesehen, sind die Gross-Lagenweine unglaublich spannend und eigentlich auch anders als vieles in der Steiermark. Nicht überholzt, nicht cremig und nicht überambitioniert. Hier kann man durchaus von Terroirweinen sprechen.

Der große Sauvignon Blanc des Hauses kommt vom Ratscher Nussberg, eine der besten Lagen der Steiermark. Dieser Weinberg ist sehr steil. Hier findet man verschiedenste Bodenbeschaffenheiten wie Kalkmergel, Kalksandstein, Muschelkalk oder Tuff aus Vulkanflugasche. Allen Böden gemein ist ihr hoher Kalkanteil. Der Nussberg entstand im Gegensatz zu den meisten anderen Hügeln der Region nicht durch Erosion, sondern durch den Einbruch des Ratscher Kessels. Das ist auch der Grund für die Uneinheitlichkeit des Bodenaufbaus. Der Sauvignon Blanc vom Ratscher Nussberg hat mehrere Reifestufen. Leider erlebt er meistens nicht einmal die Erste, weil ihn die Leute viel zu schnell wegtrinken. Gleich nach dem Füllen schmeckt er besonders stahlig und fein. Das wirkt verführerisch. Richtig spannend wird er allerdings erst nach 3 bis 6 Jahren, denn dann ist er schon sehr harmonisch. Am besten ist er nach 7 bis 8 Jahren. Ohne Zweifel hält er aber noch viel länger. Ja, dieser Ratscher Nussberg ist ein spannender Sortenvertreter, der sich vor keinem Franzosen verstecken muss. Im Gegensatz zu einem rauchigen Pouilly Fumé und dem feuersteinigen Sancerre schmeckt dieser Sauvignon Blanc jedes Mal prägnant nach Graphit. Wie so manch anderer Wein dieser Herkunft. An dieser ganz deutlichen Aromatik erkenne ich inzwischen steirischen Sauvignon Blanc. Der Duft wirkt wie ein Wegweiser. Wer einen fetten, cremigen, steirischen Wein erwartet, wird erstaunt sein. Das Gegenteil ist der Fall. Denn er ist straff, knackig und er hat kein Gramm Holz zu viel. Dieser Wein vibriert und schmeckt auch am Gaumen salzig nach Graphit. Hier stimmt alles. Dieser Wein ist trocken und – Gott sei Dank – mit herrlicher Säure gesegnet. Genau wie ich es mag. Und viele Rieslingfreunde sicherlich auch. Lasst euch bekehren!

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