Wo unsere Reise hingeht…

Das Winzerpaar hat seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt inmitten einer der besten Rieden der Südsteiermark gefunden. Selbst ohne die vier Töchter wäre es ihnen am Ratscher Nussberg nie langweilig. Martina und Johannes haben sich schließlich einiges vorgenommen, um das Traditionsweingut konsequent weiterzuentwickeln. Sie wagen eine kleine Revolution im eigenen Keller.

 

Wie würdet ihr eure Philosophie beschreiben? Worauf kommt es euch an?

J: Bei der Bewirtschaftung unserer Weingärten und dem Ausbau unserer Weine fließen viele Strömungen und Überzeugungen ein. So arbeitete ich im Keller gerne mit Mondphasen. Im Weingarten setzen wir auf eine individuelle, aufwändige Rebstock-Pflege von Hand. Schon lange verzichten wir auf synthetische Pflanzenschutzmittel und Dünger.

M: Ich bin ausgebildete Pädagogin und habe mir Wissen über Pflanzen- bzw. Kräuterkunde angeeignet. Das bringe ich in die Bewirtschaftung unserer Weingärten ein. Außerdem ist es mir wichtig, auf unserem Hof eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich jeder willkommen fühlt: unsere Familie, unsere Mitarbeiter, Nachbarn und Kunden.

M&J: Wir sind überzeugt, dass es auf komplexe Fragen keine einfachen Antworten gibt, außer dass die Zeit im Weingarten immer gegen, und im Keller immer für uns arbeitet.

 

Was macht eure Weine, euren Stil aus?

J: Bei der Entstehung unserer Weine verlassen wir uns auf unsere Intuition und auf die Natur. Wir wollen Typizität und Geschmack der Trauben bewahren. Genau das macht die Weine zu Unikaten. Bei den besten Weinen im Haus setzen wir zudem auf einen sehr langen, unforcierten Ausbau.

 

Was bedeutet unforciert?

M&J: Wir haben beschlossen, beim Ausbau unserer Riedenweine auf beschleunigende Eingriffe zu verzichten und stattdessen auf die Kunst des Winzerhandwerks zu vertrauen.

J: Von meinem Großvater wollte ich immer wissen, wie „Wein machen“ vor dem Einzug moderner Kellertechniken funktioniert hat. Er sagte, sie hätten damals einfach mehr Zeit gehabt. Die guten Weine wurden meist drei bis vier Jahre ausgebaut, ehe sie abgefüllt oder im Fass verkauft wurden.

M: „Forcieren“ bedeutet erzwingen oder beschleunigen. In der Kindererziehung erreicht man mit Zwang nur kurzfristig das Gewünschte. So wie unseren Kindern wollen wir auch unseren Weinen Zeit und Geduld geben, damit sie sich ihren Anlagen entsprechend entfalten können.

 

Gross Weine sind Langstreckenläufer – was bedeutet das?

J: Unsere Weine verfügen dank Weingartenarbeit und Ausbaustil über enormes Reifepotenzial. Sie haben in jeder Entwicklungsphase Charakter, die Erfahrung zeigt jedoch, dass sie von einer längeren Lagerzeit am Weingut zusätzlich profitieren.

 

Die Riedenweine des Jahrgangs 2019 bleiben noch im Keller. Stattdessen kommen heuer Fassreserven aus dem Jahr 2015 in den Verkauf. Warum?

M&J: Wir haben diesen Schritt in eine längere Ausbauzeit sorgfältig abgewogen und geplant. Die Fassreserven aus den Jahren 2015 bis 2018 sollen unseren Weinliebhabern das Warten bis zum Erscheinen unseres 2019ers versüßen.

J: Eigentlich begann alles mit unserer Ried Nussberg Fassreserve 2006. Der Wein durfte sich im individuellen Tempo entwickeln. Ich war nur Beobachter. Der Sauvignon Blanc stieß in eine Dimension vor, die wir zuvor von unseren Weinen nicht kannten.

M: So entstand der Wunsch, all unseren Riedenweinen diese Art der Reifung zu gönnen.

 

Ihr nennt das eine „kleine Revolution“ im eigenen Keller. Was ist daran rebellisch? Und was hat der Kunde davon?

M&J: Wir sind eines der ersten Weißwein-Weingüter Österreichs, das alle Riedenweine vier bis fünf Jahre später auf den Markt bringt. Die Konsequenz ist, dass es künftig keine Sonderfüllungen einzelner Parzellen oder Fässer geben wird. Aus unserer Sicht ist das die logische Fortsetzung unseres Strebens nach herkunftsbezogenem Wein.

 

Mai 2021

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