Riedenweine: Essenz eines Fleckens Erde

Terroir ist das Resultat aus erdgeschichtlichen und mikroklimatischen Besonderheiten. Und der Grund, warum zwei Weine gleicher Sorte so unterschiedlich schmecken.

Als sich das Meer vor etwa neun Millionen Jahren zurückzog, hatten sich Lehm und Kalk wild übereinander geschichtet. Flüsse und Winde trugen Kies und Sand herbei und modellierten Hügel um Hügel der Südsteiermark. Vielfältige Böden entstanden, die zusammen mit dem Mikroklima jeder Riede unverwechselbare Spuren im Wein hinterlassen.

Nussberg mit seinen Teilstücken Pretschnigg und Stauder, Witscheiner Herrenberg, Sulz, Perz und Kittenberg sind unsere wichtigsten Rieden. Das Zusammenspiel von Topografie, Boden und Kleinklima schenkt den Weinen dieser Rieden ihr einzigartiges Terroir.

Riedenweine haben einen durch ihre Herkunft geprägten, eigenständigen Charakter und sind besonders lagerfähig.

Im Ausbau gönnen wir den Riedenweinen eine lange Reifezeit im Keller, damit sie ihre Terroirnoten bestmöglich zur Geltung bringen können.

Im Kollektiv der STK-Weingüter haben wir festgelegt, dass Weine unserer „Großen STK Rieden“ – die höchste Qualitätsstufe der STK-Weingüter – mindestens 18 Monate reifen, ehe sie das Weingut verlassen. Weine der „Ersten STK Rieden“ sind frühestens ab Mai des auf die Ernte folgenden Jahres erhältlich.

So wie die Fläche der Rieden ist auch ihr Ertrag begrenzt: jede Flasche eine Besonderheit, geprägt von einem kleinen Flecken Erde.

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Koordinaten: 46°41'01.3"N 15°35'09.1"E

Ried Nussberg

Unser Weingut liegt sanft eingebettet zwischen den Hängen des Nussbergs. Hier besuchen uns unsere Gäste, unsere kostbarsten Weine stammen von dieser Riede. Der Nussberg ist unser Arbeits- und Lebensmittelpunkt. Seine Gegebenheiten sind außergewöhnlich.

Johannes Gross, Weinbauer

Orientierung

Die Ried Nussberg ist eine Süd- bis Westlage in 370 bis 460 Meter Seehöhe. Sie bildet eine Flanke des Ratscher Talkessels, die wir in drei Subrieden teilen: Die nach Südwesten geneigte „Pretschnigg“ mit Steigungen bis zu 85%, Stauder am Hochplateau und „Leit’n“ mit reiner Südausrichtung und bis zu 50% Steigung.

Bodenaufbau

Die Bodenformationen am Nussberg sind sehr vielfältig. Auf der Subriede „Pretschnigg“ überwiegt der Kalksandstein, auf der „Leit’n“ ist es der Opok (Kalkmergel) und auf der Subriede "Stauder" ist es vorwiegend verwitterter Kalkstein mit Eisen- und Manganeinschlüssen. Außerdem gibt es ein kleines Teilstück mit kalkfreiem Lehmboden, und eine besonders steil abfallende, terrassierte Flanke hat sogar Boden vulkanischen Ursprungs.

Mikroklima

Der Nussberg liegt im Ratscher Kessel und besitzt ein warmes Mikroklima. Die Subriede „Leit’n” hat einen schützenden Gegenhang und liegt schon frühmorgens in der Sonne. "Stauder" liegt am Plateau des Nussbergs und wird den gesamten Tag von der Sonne verwöhnt. „Pretschnigg” hingegen erntet die letzten Sonnenstrahlen des Tages und leuchtet dabei weithin sichtbar. Die Öffnung nach Westen hin zur Koralpe bringt der Riede abends eine erfreulich rasche Abkühlung.

Der Nussberg zählt zu den renommiertesten Rieden der Steiermark und ist seit dem 15. Jahrhundert als Riede bekannt. Seither und vielleicht noch länger ist die Riede mit Rebstöcken bepflanzt. 1986 kamen wir in die glückliche Situation, den Nussberg kaufen zu können. Der Vorbesitzer hinterließ auf seinem Dachboden eine Flasche „Nussberger“ aus dem Jahr 1868. Da Weine zu dieser Zeit kaum in Flaschen abgefüllt und schon gar nicht mit einem aufwändigen Etikett versehen wurden, ist sie eine Besonderheit für die ganze Region.

Koordinaten: 46°41'01.3"N 15°35'09.1"E

Witscheiner Herrenberg

Hier begannen unsere Vorfahren vor mehr als hundert Jahren mit dem Weinbau. Der Witscheiner Herrenberg, der erste Weingarten unserer Familie, liegt heute im Weinbaugebiet Štajerska Slovenija. Unsere ersten Lagenweinabfüllungen des Jahrgangs 1984 stammen aus dieser Riede, deren Rebstöcke stolze 50 Jahre und älter sind.

Alois Gross, Weinbauer

Orientierung

Die Riede Witscheiner Herrnberg ist mit einer Hangneigung bis zu 60% eine sehr steile Südostlage auf 415 bis 465 Meter Seehöhe.

Bodenaufbau

Der karge Opok (Kalkmergel) des Witscheiner Herrenbergs hat viele Kalksteine eingeschlossen.

Mikroklima

Die Rebstöcke bekommen schon sehr früh am Morgen Sonne. Abends kühlt die Riede aufgrund der Orientierung Richtung Osten schnell ab. Die Trauben reifen spät.

Die Riede ist nach der Ortschaft Witschein (Svencina) benannt und befindet sich heute auf slowenischem Boden. Heinrich Gross stellte mit dem Kauf im Jahre 1907 die Weichen für unser Weingut. Die sechste Generation in Folge bewirtschaftet diese steile Riede. Aufgrund des Gleichenberger Abkommens aus dem Jahr 1953 durften die Weine bis zum Jahrgang 2018 als Österreichische Qualitätsweine verkauft werden.

Koordinaten: 46°41'01.3"N 15°35'09.1"E

Ried Perz

Die Ried Perz grenzt an die Ried Nussberg, doch unterscheidet sie sich geologisch wesentlich. Perz ist kalkfrei und als ehemaliges Flussbett aus lehmigem Sand wie gemacht für die Rebsorte Gelber Muskateller. Bereits die aufgehende Sonne trocknet die empfindlichen Beeren und die offene, zugige Lage unterstützt dies zusätzlich.

Martina Gross, Weinbäurin

Orientierung

Perz ist ein freiliegender Höhenrücken, der sich auf 410 bis 470 Meter Seehöhe gegen Südost neigt. Die Hangneigung von bis zu 64 Prozent ist im Vergleich zu unseren anderen Lagen recht moderat.

Bodenaufbau

Ried Perz war einst ein Flussbett mit bis zu sieben Meter hohen Sandbänken. Die verbliebenen Ablagerungen sind aus kalkfreiem, lehmigem Sand mit Schottereinschlüssen – der ideale Standort für die Rebsorte Gelber Muskateller.

Mikroklima

Aufgrund des komplett freiliegenden Riedels (Höhenrücken) ist die Ried Perz kleinklimatisch äußerst begünstigt. Die Weintrauben des Muskatellers profitieren von der Morgensonne und vom ständigen Wind, der sie trocknet. Der sonnenempfindlichen Rebsorte bleibt die große Hitze des Nachmittags erspart.

Der Name der Ried Perz geht auf einen ehemaligen Besitzer zurück. Wir bewirtschaften diesen gepachteten Weingarten, der direkt an unsere Nussberg-Weingärten grenzt, seit dem Jahr 1991.

Koordinaten: 46°41'01.3"N 15°35'09.1"E

Ried Sulz

Die Ried Sulz ist mit etwa 100 Hektar eine der größten Lagen der Region. Sie wurde – wie viele andere hervorragende Lagen – in einen slowenischen und einen südsteirischen Part geteilt.

Es verwundert nicht, dass sich namhafte Betriebe auf dieser Ried Weingärten sicherten. Warme, reife Aromen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Sulz-Weine.

Die ältesten Weine unseres privaten Archivs kommen von dieser Ried. Ihre charakteristische Herkunft lässt sich oftmals blind erkosten.

Alois Gross, Weinbauer

Orientierung

Ried Sulz ist eine Südlage, die gegen das alpine Klima im Westen geschützt und nach Osten hin geöffnet ist. Die Weingärten liegen auf 370 bis 450 Meter Seehöhe mit Steigungen bis 50 Prozent.

Bodenaufbau

Der von Konglomeraten und Sandstein durchzogene Opok (Kalkmergel) zeichnet die Ried Sulz aus. Die Verbindung aus schwerem, kalkhaltigem Lehmboden und den Konglomeraten ergibt einen von Zitrusnoten getragenen Wein mit vielen floralen Noten.

Mikroklima

Ried Sulz zählt zu den wärmsten Rieden der Südsteiermark. Die Reben genießen von frühmorgens bis spätabends Wärme und Licht. Die Riede ist zur Koralpe hin geschützt und zusätzlich fließt Kaltluft in ein nach Osten hin geöffnetes Tal ab.

Bereits 1962 erwarb unsere Familie den ersten kleinen Weingarten der Ried Sulz. Dank der guten Nachbarschaft konnten wir den Weingarten sukzessive – fast Zeile für Zeile – zu einem zusammenhängenden Stück vergrößern. Der Name Sulz ist auf die nährstoffreiche, wasserspeichernde Bodenformation („sulzig“) der Riede zurückzuführen. Bereits seit dem 13. Jahrhundert soll auf der Ried Sulz Wein angebaut worden sein.

Koordinaten: 46°46'58.9"N 15°30'02.5"E

Ried Kittenberg

Das Elternhaus meiner Mutter Ulrike liegt am Kittenberg im Sausal, etwa 12 km Luftlinie von unserem Weingut entfernt. Die Riede wird von Tante, Onkel und Cousin bewirtschaftet und erbringt aufgrund der Schieferböden und der Nähe zum Steirischen Randgebirge einen Weißburgunder mit besonders mineralischer und „kühler“ Stilistik.

Johannes Gross, Weinbauer

Orientierung

Der Kittenberg ist eine Süd-Südwest Hanglage mit Neigungen bis zu 60 %. Die Riede liegt auf einer Höhen von etwa 450 Meter.

Bodenaufbau

Die betagten Rebstöcke wurzeln am Kittenberg in einer geologisch seltenen Kombination von Schiefer und Kalk. Ihr verdankt der Weißburgunder Würze und Mineralik.

Mikroklima

Im Spannungsverhältnis von Sonnenlage und den vom steirischen Randgebirge kommenden kalten Luftströmungen entstehen sortentypische Weißburgunder in „kühler“ und eleganter Stilistik.

Der Kittenberg wurde im 15. Jahrhundert in einer Schenkungsurkunde des Erzbischofs von Salzburg erstmals als Riede benannt. Seine Bezeichnung geht auf das Wort Kuhenberg zurück. Kuhen waren früher Mühlen und am Kuhenberg wurden Mühlsteine abgebaut. Der Steinbruch ist heute noch sichtbar. Seit 1982 verarbeiten wir die Trauben dieser Riede. Ihre Gewächse begeistern eine Fangemeinde, die eine kühle, mineralische, feingliedrige Typizität schätzt.