Heißer, nasser, trockener. Was tun, wenn sich das Klima ändert?

Die letzten Jahre halten Martina und Johannes Gross mit Dauerregen, Sturm und Hagel in Atem. Anlass genug, um über klimatische Veränderungen in unseren Breiten zu reden.

 

Martina und Johannes, das Klima hat sich in den letzten Jahrzehnten spürbar gewandelt. Wie zeigt sich das in der Südsteiermark?

Martina: Die Wetterextreme wie Hitze oder Regen sind ausgeprägter. Im Winter und beginnenden Frühling 2023 hatten wir eine intensive Trockenphase. Danach regnete es gefühlt fast jeden Tag. Inkl. Unwettern und Feuerwehreinsätzen von Johannes. 2023 hatten wir bereits Anfang Juli 1351 ml Niederschlag – bereits mehr als sonst durchschnittlich in einem ganzen Jahr.

Johannes: Großwetterlagen bleiben länger. Das fordert uns Menschen ebenso heraus wie die Böden, Rebstöcke und Früchte. Trockenheit, Pilzdruck durch feucht-warmes Sommerwetter, Bodenerosion, extremer Zeitdruck bei der Ernte… das gibt’s schon immer, doch in den letzten Jahren noch deutlicher.

 

Woran könnt ihr Veränderungen am deutlichsten festmachen?

J: Die Winter sind ganz anders. Schnee liegt in unserer Gegend meist nur noch für ein paar wenige Tage, während es in meiner Kindheit noch einen Skilift in Ratsch gab. Heute kaum vorstellbar! In 1980ern gab es Jahrgänge, in denen die Trauben kaum reif wurden, weil es zu kühl war. Das ist heute kein Thema mehr, im Gegenteil, es geht uns manchmal sogar zu schnell.

 

Was tut ihr im Weingarten, um euch den klimatischen Veränderungen anzupassen?

M: Ein wichtiger Punkt sind die Unterlagsreben, auf die unsere Rebstöcke gepfropft sind. Mit der richtigen Wahl können wir die Traubenreife so beeinflussen, dass sie in kühlere, stabilere Phasen des Herbsts verschoben wird.

J: Gezielte Laubarbeit ist unumgänglich. Mehr Laub in der Traubenzone wirkt nicht nur wie ein Sonnenschirm, sondern auch wie eine Klimaanlage. So hat das Blatt nahe an der Traube bei der Verdunstung einen kühlenden Effekt. Zudem experimentieren wir damit, überstehende Reben im Sommer nicht zu wipfeln, also abzuschneiden, sondern entlang des obersten Drahts zu wickeln.

M: Damit der Boden für Extreme, wie Starkregen oder Trockenphasen gewappnet ist, braucht er einen guten Humusaufbau. Wir helfen ihm mit einer artenreichen Begrünung mit Leguminosen, Kräutern und Gräsern zwischen den Weingartenzeilen, die bis in den Hochsommer hin blühen und wachsen dürfen. Außerdem testen wir Leichtgeräte. Das sind Maschinen, die schwere Traktoren mit dem fünf- bis zehnfachen Gewicht ersetzten können. Dadurch wird der Boden weniger verdichtet und profitiert von einer lockeren Humusschicht.

 

Wird in Zukunft mehr Rotwein in der Südsteiermark angepflanzt?

J: Rote Rebsorten haben eine lange Geschichte in der Steiermark, wie beispielsweise der Blaue Wildbacher, aus dem Schilcher gemacht wird. Wir sehen Potential bei der Sorte Pinot Noir. Das zeigen uns Weine von Kollegen, die sich seit ein paar Jahren mit der Rebsorte auseinandersetzen.

 

Ihr seid im letzten Jahr eurer Bio-Umstellung. Wie erlebt ihr das hinsichtlich der klimatischen Herausforderungen?

M & J: Zum Glück bereiten wir unsere Weingärten schon seit 2008 darauf vor. Doch die letzten zwei Weinjahre waren wegen des Pilzdrucks im Weingarten sehr herausfordernd. Wir fiebern noch stärker mit den Wetterereignissen mit und pflegen die Weingärten unter diesen Herausforderungen mit vollem Einsatz. Doch manchmal müssen wir auch bereit sein, der Natur ihren Lauf zu lassen und ein Stück Kontrolle abzugeben. Wir haben ein großartiges Team, das jeden Tag bereit ist, sein Bestes zu geben. Ohne diese Menschen würde das nicht funktionieren. Das stimmt uns zuversichtlich! Wir freuen uns auf das, was die Zukunft bringt.

 

September 2023

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